Die aktuelle UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft (2015-2024) ist nicht die erste ihrer Art. Vergleichbare Dekaden gab es unter anderem von 1995-2004 sowie von 2005-2014, getitelt als die Erste und Zweite Internationale Dekade für Indigene Menschen. Und auch ein europäisches Äquivalent ist hier zu nennen: die Decade for Roma Inclusion von 2005-2015, gefördert von der EU und der Weltbank.
So ambivalent solche Dekaden auch sein mögen: Sie sind ein wichtiges politisches Instrument, um spezifische vulnerable Gruppen in den Mittelpunkt zu rücken. So wird es möglich, die dazugehörigen Benachteiligungen und Rassismen, aber auch die betreffenden Communitys und ihre Kämpfe, Leistungen und Errungenschaften wahrnehmbar und besprechbar machen.
Gleichzeitig verweist der historische Kontext der genannten UN-Dekaden auf ein internationales Ringen von mehreren Jahrzehnten. Damit zusammenhängende Prozesse und Problembeschreibungen sind also nicht neu, sondern nur verhältnismäßig spät in staatlichen Politiken angekommen. Das gilt keineswegs allein für Deutschland.
Die Notwendigkeit einer Stärkung und eines expliziten Schutzes der Menschenrechte für Menschen afrikanischer Herkunft sind ein Ergebnis der Weltkonferenz gegen Rassismus, die 2001 in Durban (Südafrika) stattgefunden hat. Gleichwohl hatte es bereits zuvor zwei Dekaden gegen Rassismus (1973-1983 und 1983-1993) sowie zwei weitere Dekaden zur Beseitigung des Kolonialismus (1990-2000 und 2001-2010) gegeben. Hier zeigt sich, dass Prozesse struktureller Veränderungen, insbesondere auf der internationalen Ebene, ausgesprochen langwierig sind.
In Deutschland wird die UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft im Februar 2017 mit dem Besuch einer Delegation von unabhängigen UN-Expert*innen eingeleitet. Im November desselben Jahres verabschieden zivilgesellschaftliche Akteur*innen eine gemeinsame Deklaration.